Und nun steht sie
da und zuckt
Lässig die Achseln
Und sagt lapidar
Ach
Jedem das Seine
Und sicher ist sie
sich
Nicht bewusst und
wenn
Sie sich Mühe
macht und
Forscht wird sie
auf Platon
Stoßen auf die
alten griechischen
Philosophen
vollkommen unverfänglich
Natürlich denn
waren die
Griechen nicht die
Erfinder dessen
Was man heute
Demokratie nennt
Ich aber denke an
Buchenwald
An aus Kruppstahl
gegossene
Buchstaben
eingeschmiedet in
Das Tor das die
Lebenden von
Den Toten trennt
das Tor
Zur Hölle hinter
dem Dämonen
In braunen
Uniformen die
Feuer schüren um
die
Sünder zu rösten
Ich denke an
hunderte blasse
Gesichter die von
erzürnten GIs durch
Die Leichenberge
getrieben werden
Taschentücher vor
der Nase weil
Der Gestank nach
vermoderndem Fleisch
Nicht auszuhalten
ist und
Krokodilstränen in
Den Augen und auf
den Lippen
Der eine Satz
Davon habe ich
nichts gewusst
Und genau das sagt
sie jetzt
Auch
und den
Holocaustschuh
Will sie sich nicht
anziehen
Und immer das
Zücken dieser
Nazikeule nur weil
man die Musik
Einer Band hört
die von Stolz singt
Und von Heimat und
von Tradition
Und was bitte schön
Ist schlimm daran
Wenn man die Heimat
liebt
Und dann dreht sie
sich um
Und schlendert die
Straße hinunter
Ein fröhliches
Lied auf den Lippen
Und die Sonne
scheint
Und der Himmel ist
blau
Und die Pflanzen
sind grün
Und ich bleibe
ratlos zurück
Irritiert über das
Nichtwissen in
dieser Welt
Denn
Jedem das Seine
Heißt das nicht
eigentlich
Für die einen ein
Leben
Als Herren
Für die anderen
der Gang
In die Gaskammern
Heißt das nicht
Für die einen
Wohlstand
Und Reichtum
Für die anderen
Hunger
Und Armut
Für die einen
Diamanten Öl
Und seltene Erden
Für die anderen
Bomben
Und Granathagel
Verätzte Körper
Und zerrissene
Leiber
Für die einen ein
Platz
Im Paradies
Für die anderen
ein
Kaltes Messer das
sich langsam
Durch Sehnen Muskel
Knorpel und Wirbel
schneidet
Für die einen
Fortschritt
Und Wachstum
Für die anderen
Siechtum und
Niedergang
Statt jedem das
Seine zu wünschen
Wäre es da nicht
besser
Zu fordern
Alles für alle
Wäre es nicht
besser
Damit aufzuhören
Die Welt
einzuteilen
In Gut und Böse
In Schwarz und Weiß
In Gläubige und
Ungläubige
In zivilisiert und
wild
In reich und arm
In lebenswert und
degeneriert
In artig und
entartet
Und sollten wir
nicht leben
Wie Brüder und
Schwestern
Statt wie Feind und
Feindin
Sollten wir nicht
Mauern sprengen
Die uns trennen
Statt neue zu
errichten
Und dann ging auch
ich
Denn die Sonne
versank am Horizont
Und der Himmel
verdunkelte sich
Und die Blätter
fielen von den Bäumen
Und ich stapfte
durch den
Beginnenden Regen
und
Lauschte dem fernen
Donnergrollen
Während irgendwo
in
Irgendeiner Stadt
Ein verbitterter
Mann
Seine Fahne
einpackt
Und sich bereit
macht
Für den Krieg zur
Rettung des
Abendlandes
Während irgendwo
in
Irgendeinem Land
Die Granatwerfer
Tod und Verderben
bringen
Und Blut in den
staubigen
Trümmerfeldern
Versickert
Während irgendwo
auf
Irgendeinem Ozean
Ein Schlauchboot
mit den
Wellen kämpft
Und diesen Kampf
verlieren wird
Und kalte Körper werden
Langsam
Auf den Grund
sinken
Sehr schön und treffend (leider) geschrieben. Danke
AntwortenLöschen