Dienstag, 23. Juli 2013

Traktate aus den Vorhöfen der Hölle

Dies sind die Traktate aus
Den Vorhöfen der Hölle
Aufgeschrieben in einsamen Nächten
Mit Tränen Blut und Schweiß

In Gestalt einer Fliege drang
Ein Dämon in mich ein
Und führte mich an diesen Ort
An dem ich gefangen bin
Für die nächsten tausend Jahre

So steige ich hinab in
Die Tiefen des Vulkans
Wo brodelndes Magma
Meine Seele reinigt
Mich befreit von den
Sünden die wie Kerben
Eingeschweißt sind
Hinter den Schallmauern
Meiner Gehörgänge

Der Tod kommt auf
Einem Segelboot
Langsam
Über die sanften Wellen
Gleitend nähert es sich
Dem steinigen Ufer

Graues Fleisch liegt
In der Uferbrandung
Bedrängt von Millionen
Ausschwärmender Blutsaugern
Tropfen für Tropfen
Verschwindet löst sich auf
Wird eins mit dem Äther
Aufgesaugt von Gammastrahlen
Während hinter den Bergen
Ein leichtes Grollen
Zu vernehmen ist

Eingeschlossen
Hinter Wänden aus Stahlbeton
Kein Entrinnen aus dieser
Festung namens Irrenhaus
Nur der Weg über das
Wasser führt ins Freie
Wohin man blickt
Grünblaues
Fischverseuchtes Wasser

Schüsse hallen durch die Straße
Die Sonne steht im Zenit
Während ich um die Ecke biege
Und Zuflucht hinter
Sandsteinmauern suche

Eine Mutter steht im Hinterhof und
Gibt ihren beiden Mädchen
Jeweils einen Kuss auf die Stirn
Bevor sie sie in den Kindergarten
Schickt das Ältere der Mädchen
Hinkt etwas denn es hat
Sich das Knie aufgeschrammt
Unter einem braunen Pflaster
Quillt Grind hervor
Eine Fliege versucht aufdringlich
Den Zugang zur Wunde zu finden
Die Mädchen verschwinden
Und ebenso die Mutter
Die dem Horizont entgegen geht

Leere Schneckenhäuser am Wegesrand
Zeugen davon was hier einmal gab
Zivilisation
Die Häuser zerfallen und übrig
Bleibt eine feine Schicht aus
Kalk in dem ich meine
Fußspuren hinterlasse und
Mich nach nichts mehr sehne
Als nach Einsamkeit

Sonnenstrahlen
Durch das Prisma ewiger Qual
Gejagt gebündelt konzentriert
Auf einen Punkt
Der sich Leben nennt
Treffen sie mein Herz
Durchbohren es
Bis nichts mehr übrig bleibt
Außer ausgebrannte
Muskelfasern und
Verdampfendes Blut
Hätte ich nur stattdessen einen
Stein in der Brust
Dann bliebe mir die
Reise in die Finsternis erspart
Und der tägliche Blick
Aus dem Küchenfenster

Der Tod ist ein Fischer
Er wirft die Schleppnetze aus
Und durchkämmt
Die Gewässer

Während die Geister der Ertrunkenen
Nach unvorsichtigen
Schwimmern spähen
Was sich unter der glitzernden Oberfläche
Bewegt entzieht sich
Den Augen der Lebenden

Gegen Nachmittag kehrt die
Mutter zurück aus dem Nichts
Wie sich verdichtender Nebel
Materialisiert sich ihr Körper
Am Horizont
Braune Haare fallen in Wellen
Über ihre Schultern ihre Augen
Glitzern wie Sternenstaub
Sie nimmt ihre Mädchen
In die Arme
Das Pflaster am Knie der Älteren
Hat sich gelöst
Und ein kleines
Fadenförmiges Lebewesen
Windet sich im
Ausgetrockneten Grind
Der Beginn einer nie
Enden wollenden Infektion
Der Beginn einer ewig
Währenden Reise

An deren Ende
Wir uns vielleicht wiedersehen