Sonntag, 26. Mai 2013

Autoren stellen sich vor

Wenn ich sowas lese
Bekomme ich gleich
Ne Krise
So steht es auf ungezählten
Schlecht gedruckten
Anthologien als Untertitel
Zu lesen sind Gedichte
Die zwischen
Sonntagnachmittagsstreuselkuchen
Und Abendbrot
In geschwungenen Buchstaben
Mit rotem Füller
In linierte Hefte geschrieben wurden
Belanglose Namen stehen
Unter Fotos mit belanglosen
Gesichtern die so
Austauschbar sind wie
Tütensuppen im Supermarktregal
Dieselben Gesichter die man
An den Ständen gewisser
Verlage sehen kann
Die sich als Dienstleister sehen
Nur dass sie keine Dienstleistung
Erbringen obwohl sie
Bezahlt werden
Da stehen sie rum mit
Namensschildern ausgerüstet
Ein Glas irgendwas in der Hand
Sie stecken in grauen Anzügen
Oder cremefarbenen Kostümen
Als befänden sie sich auf
Einer Beerdigung ein paar
Letzte Worte ein Toast
Auf den Verstorbenen
Und genau so ist es auch
Beerdigt werden ihre Bücher
Wenige Tage später wenn
Die Messeleitung die
Reinigungskräfte in das
Gewirr der Gänge schickt
Die die vom Verlag achtlos
Liegengelassenen Machwerke
Zu Hunderten dorthin verfrachten
Wo sie hingehören
Ins Altpapier

Wenn sich irgendwo
Autoren vorstellen
Mach ich einen großen Bogen
Dann schon lieber
Fernsehen
Da kann man wenigstens noch
Was lernen
Nämlich
Dass Dummheit
Niemals ausstirbt

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